„Gestalten Sie Ihren Tag aktiv“

Für die einen ein Fluch, für andere ein Segen: Das virtuelle Studium fällt einigen Studierenden schwer, manche können sich jedoch in den eigenen vier Wänden besser konzentrieren und laufen zu Höchstform auf. Wie Studierende die Selbstorganisation verbessern können, damit das Studium in diesem Semester für alle zu einem Erfolg wird, weiß Juliane Heess, Coach und Leiterin externe Angebote und Coaching beim Studierendenwerk München Oberbayern. Sie erarbeitet mit Studierenden, wie sie Lernen und Freizeit optimal in Einklang bringen können.

Frau Zientarra, wie können sich Studierende daheim eine gute Lernatmosphäre schaffen?

Es ist förderlich, wenn sich eine gewisse Tagesroutine etabliert. Dazu gehört zum Beispiel zeitiges Aufstehen, Duschen und sich angemessen anzuziehen – quasi als würde man ganz regulär das Haus verlassen. Wenn es die Wohnsituation zulässt, ist es empfehlenswert, für das Lernen einen bestimmten Raum zu definieren. Dieser Raum sollte ein anderer sein, als der, an dem man sich entspannt. Wohnzimmer oder Sofa sind eher zum Ausruhen da und nicht unbedingt für das Studium gedacht. Unabhängig von den Räumlichkeiten ist es ratsam, den Schreibtisch an einem hellen Ort zu platzieren und Ordnung zu halten. Das sind wichtige Anregungen für eine produktive Basis.

Haben Sie besondere Motivationstipps für das Studium zuhause?

Kleine, abgrenzbare Arbeitseinheiten können motivierend wirken. Erfahrungsgemäß empfiehlt es sich, nach ca. 45 Minuten eine 5- bis 10-minütige Pause einzulegen. Zusätzlich kann eine längere Mittagspause eingeplant werden. Grundsätzlich ist es motivierend, den Tag selbst aktiv zu gestalten und damit beeinflussen zu können. So fühlt man sich der Situation weniger ausgeliefert. Abwechslung ist ebenfalls wichtig, deswegen rate ich, unterschiedliche Lernmethoden anzuwenden und auch zwischen den Fächern zu wechseln.

Wie schafft man ein angemessenes Verhältnis zwischen Lernen und Freizeit?

Grundsätzlich geben die Studienfächer und die Anzahl der ECTS-Punkte eine Orientierung für den benötigten Arbeitsaufwand. In der Regel darf man beim Studium von einem Vollzeit-Job ausgehen, so dass eine 40-Stunden-Woche durchaus realistisch ist. Andersherum ist es empfehlenswert, ebenfalls für freie Tage zu sorgen und sich an mindestens einem Tag nicht mit dem Studium zu beschäftigen.

 

Juliane Zientarra hat im April 2016 ihre Tätigkeit bei der Mobilen Beratung des Studierendenwerks München Oberbayern aufgenommen und im August 2017 das Studierendencoaching aufgebaut. Seit einem Jahr teilt sich ihre Stelle in die Leitungstätigkeit für die externen Angebote der Beratungsdienste und das Studierendencoaching.

Gibt es eigentlich verschiedene Lerntypen?

Es gibt verschiedene Kategorisierungen, wie zum Beispiel den visuellen, auditiven, haptischen und kommunikativen Lerntyp. Meine persönlicher Tipp ist, unterschiedliche Lernmethoden miteinander zu kombinieren und auch ein wenig zu experimentieren.

Haben Sie Ratschläge für das Erstellen des Lernplans?

Ein guter Lernplan beinhaltet zwei Ebenen: einen groben Überblick über das Semester, dessen Dauer und die erforderlichen ECTS-Punkte sowie einen detaillierten Tages- oder Wochenplan. Zeitliche und inhaltliche Ziele sollten festgelegt und regelmäßige Termine eingetragen werden. Studierende sollten dabei immer im Auge behalten, die Freizeit und Arbeitszeit möglichst voneinander zu trennen.

Auf welche Störfaktoren sollten Studierende zuhause achten?

Viele Studierenden wohnen nicht allein, sondern sind in Gemeinschaft mit Eltern, Partner oder Mitbewohnern. Deswegen ist es oftmals notwendig, klar zu kommunizieren, wann die Lernzeit beginnt und endet. Schnell wird sonst aus einem kurzen Small Talk ein längeres Gespräch. Auch der Haushalt lenkt nicht selten vom Studium ab, denn Staubsaugen oder der Abwasch können plötzlich attraktiver wirken, da sie viel schneller erledigt sind als zum Beispiel eine intensive Textarbeit.

Ist es ratsam, sich zum Lernen virtuell in einer Gruppe zu verabreden?

Das kann zum Beispiel helfen, wenn sich Studierende nach ein, zwei Stunden Selbststudium virtuell über den Lernstoff austauschen und das Thema besprechen. Darüber hinaus könnten neue Inhalte auch im Rahmen eines Online-Referats einander vorgestellt werden. In jedem Fall dient der virtuelle Austausch zusätzlich dazu, die sozialen Kontakte zu pflegen.

 

Kostenlose Beratung

Möchten Sie sich zu studienbedingten Problemen beraten lassen? Melden Sie sich gerne zu einem Erstgespräch bei der Psychotherapeutischen und Psychosozialen Beratungsstelle des Studierendenwerks München Oberbayern an. 

www.stwm.de/beratungsnetzwerk/studierendencoaching/

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